Wie klingt eine Insel im Nil im Süden Ägyptens? Elephantine heißt diese Insel, die gerade einmal gut einen Kilometer lang und maximal 400 Meter breit ist. So heißt aber auch das Ensemble des Kairoer Gitarristen und Oud-Spielers Maurice Louca. Der hat sich nicht nur einen Namen in der Underground-Musikszene seiner Heimatstadt Kairo gemacht, sondern mittlerweile auch international, zuletzt in Berlin, wo er einige stilübergreifende Projekte wie Raed Yassin’s PRAED Orchestra! und The Dwarfs Of East Agouza mit angestoßen hat. Ursprünglich fühlte sich Louca eher mit den Klängen einer aktuellen Musik westlicher Prägung verbunden. Doch dann brachte er sich autodidaktisch das Spiel auf der arabischen Kurzhalslaute Oud bei – und stieg daraufhin tief in die arabische Musik ein.

Doch zurück zu Elephantine, der Insel im Nil. Dort wurden vor einer Weile altägyptische Ruinen entdeckt, seit 1979 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Mit seinem Elephantine Ensemble hat sich Louca daran gemacht, die Mystik und Archaik dieses Ortes musikalisch einzufangen. Und zwar aus der Distanz von Musiker*innen, die nur wenig bis gar nichts mit der Kultur Ägyptens zu tun haben. Der Sound dieser Band projiziert das Flair dieser Insel in das Hier und Heute einer zeitgenössischen Jazzmusik. Zwei Schlagzeuger legen einen zirkulierenden Groove-Teppich aus, auf dem sich unter anderem Saxofone und Klarinetten mit den mikrotonalen und melismatischen Girlanden von Oud und Geige zu mischen versuchen. Der Reiz dieses Experiments ist es, dass ein „Work in Progress“ den Gang der Musik von Elephantine bestimmt, der dann nach Gusto der Instrumentalist*innen geformt und gestaltet wird.